Klettern - Rodellar 2008

Mit dem Klettern habe ich 2003 begonnen. Seit dem mich das Virus gepackt und nicht mehr loß gelassen hat bin ich in den Bergen rund um Salzburg unterwegs.
Dieser Sport hat mich aber auch schon in viele andere Länder Europas gebracht. Eine ganz besonder Reise, war die 2008 nach Spanien.


El pequeño paraiso


Ein märchenhafter Fluss, grandiose Felswände, ein Ausblick, der bis zu den Pyrenäen reicht, und viel Entspannung und Spaß. Das alles haben wir gefunden in einem kleinen Dorf mitten in der Einsamkeit der spanischen Provinz Huesca: Rodellar, ein kleines Paradies — el pequeño paraiso.

Am 23. April 2008 machen sich fünf Salzburger auf nach Spanien, um zwei Wochen lang zu klettern. Martina, Roland, Gernot, Tom und ich verlassen Salzburg mit großen Erwartungen, und dank Martina haben wir dieses Mal unseren Kletterurlaub sogar im Vorhinein geplant. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinichkeit steht uns dieses Mal ein Quartier zur Verfügung und wir brauchen nicht sitzend und frierend zwei Nächte lang im Auto biwakieren, nur weil wir es verabsäumt haben, ein Appartement zu reservieren.
Mit dem Flugzeug geht es von München aus nach Barcelona, wo schon ein Mietauto für uns bereit steht. Von dort sind es dann nur noch ca. 200 Kilometer bis nach Rodellar, das Ziel unserer Reise. Nach ungefär zweieinhab Stunden Fahrt erreichen wir das kleine Dorf am Rande der Pyrenäen, mitten im Nirgendwo. Da es aber leider schon spät ist und die Dunkelheit langsam hereinbricht, müssen wir uns noch eine Nacht gedulden und in unseren Betten von den ersehnten Felsen träumen.
Die ersten Gedanken, die nach dem Aufstehen durch unsere Köpfe kreisen, drehen sich natürlich nur ums Klettern. Beim Frühstück malen wir uns schon aus, wie es sein wird, in den steilen Routen Rodellars zu hängen. Dann ist es endlich so weit. Aufgeregt gehen wir die letzten Schritte zur Felskante, um die ersten Blicke auf den Canyon zu werfen. Und dieses Klettergebiet übertrifft schon zu Beginn alle unsere Erwartungen. Der kleine Fluss Mascun, der am hinteren Ende der Schlucht entspringt und sich durch das Tal windet, ist von unzähligen Felsen umsäumt. Ob zehn Meter hohe, senkrechte Wände oder 40 Meter lange, überhängende Routen — in Rodellar gibt es alles. Hier findet jeder das, was sein Herz begehrt.

Glaubt man nicht die nötige Ausdauer zu besitzen, um sich in den supersteilen und ultralangen Routen austoben zu können, dann zieht man sich in den kurzen, leistigen Touren die Finger lang. In den unzähligen Sektoren reit sich eine Route neben die andere. 
 Was dieses Gebiet für uns jedoch so einzigartig macht, ist die Atmosphäre die es ausstrahlt. Wir haben schon viele Klettergebiete Europas bereist, aber noch in keinem konnten wir unser ambitioniertes Klettern und das entspannende Herumlungern in den Pausen so gut verbinden wie in Rodellar. Durch das idyllische Ambiente in der Schlucht fällt es einem leicht, die Welt einmal kurz hinter sich zu lassen und zu vergessen, was einen tagtäglich beschäftigt. Desshalb haben wir die Pausen am Fluss genauso gut in Erinnerung wie die Routen, die wir geklettert sind.
Wir sehen diese Reise aber nicht nur als Urlaub, sondern auch als Training für die heimischen Felsen und schenken unseren Körpern nichts. Trotz schwindender Kräfte halten wir es bis zum Schluss durch, immer zwei Tage zu klettern und jeweils nur einen Ruhetag einzulegen. Dabei kommt uns zugute, dass in Rodellar die Griffe nicht ganz so scharf sind wie die zu Hause und somit die Kletterei fingerschonender ist. Nur Tom schafft es, sich an jedem Klettertag auch noch die letzte Hautschicht von den Fingerkuppen zu ziehen.
Aber Rodellar hat nicht nur für Kletterer etwas zu bieten. Die unzähligen Canyons in der Umgebung locken viele Menschen an. Zum Canyoning oder zum Wandern gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Und an den Ruhetagen findet man bestimmt ein ruhiges Plätzchen zum Lesen und Ausspannen. Nur sollte man wenn möglich Feiertage meiden, denn an diesen Tagen füllt sich die sonst so leere Schlucht mit Menschenmassen und deren vierbeinigen Begleitern, vor denen keine Jause sicher ist.
Die letzen zwei Tage unserer Reise verbringen wir in Barcelona, um nicht nur unsere Körper geschunden zu haben, sondern auch ein bisschen von der Kultur Kataloniens zu sehen. So können wir uns von den Strapazen der letzten Tage erholen und neue Kräfte tanken. Nach einigen Sightseeingtouren, zwei Nächten in der Jugendherberge und ein paar Cervezas („Cerveza“ span. für „Bier“) geht es dann von Barcelona über München wieder nach Salzburg zurück.
Diese Kletterreise wird uns immer als eine besonders schöne in Erinnerung bleiben. Und obwohl wir durch das Mietauto und das Appartment etwas mehr Geld als bei unseren herkömmlichen Urlauben investieren mussten, war die Reise jeden Cent wert. Wir können es kaum ertwarten, wieder zurückzukehren, um uns — wenn auch nur für kurze Zeit — aus dem hektischen und eintönigen Alltagsleben auszuklinken.

Eine interessante Auswahl weiterer top Klettergebiete, für die nächsten Unternehmungen bei denen man die Seele baumlen lassen und die Muskeln stählen kann, gibt es auf: